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Shaping Worlds through Music: Huni Kuin Music as the Creation of Modernities and Belongings

Fernando KonzertProjektleitung: Felix Uhl

Projektbetreuung: Prof. Dr. Ernst Halbmayer (Institut für Sozialanthropologie und Religionswissenschaft, Philipps-Universität Marburg), Prof. Dr. Roland Hardenberg

Seit das indigene Volk der Huni Kuin am Fluss Jordão im brasilianischen Bundesstaat Acre vor vier Jahrzehnten Landrechte errang, widmen sich mehrere ihrer Dorfgemeinschaften Projekten der kulturellen Revitalisierung. Hierbei werden Praktiken neu interpretiert und wieder performiert, welche während der früheren Zeit der Abhängigkeit und Schuldknechtschaft der Huni Kuin im amazonischen Kautschuksystem selten geworden sind. Musikalisches Wissen ist hierbei von großer Bedeutung, denn sie schafft Beziehungen zu nicht-menschlichen Wesen, welche im Mittelpunkt von Ritualen stehen. Daher gibt es am Fluss Jordão eine Vielzahl an Bemühungen, traditionelle Lieder zu erfassen, zu archivieren, in Bildungsprojekten zu verbreiten und in neuen Kontexten aufzuführen.
Dieses Projekt begleitet solche Initiativen in mehreren Dorfgemeinschaften und stellt die Frage, inwieweit Prozesse der Dokumentation, Lehre und des Lernens von traditioneller Musik zu einer Produktion indigener Formen der Modernität bei den Huni Kuin beitragen. Damit schließt sich das Projekt einer Debatte darüber an, welche Handlungsmöglichkeiten indigene Gesellschaften besitzen, ihre Lebensweise selbstbestimmt zu gestalten, indem sie aus der Beschäftigung mit ihrer Vergangenheit Zukunftsvisionen erschaffen. Im Forschungsprojekt geht es spezifisch darum, welche ontologische Bedeutung Huni Kuin traditioneller Musik in Bezug auf ein Leben mit nicht-menschlichen Wesen zuschreiben, aber auch darum, welche Vorstellungen eines guten Lebens sie mit der Wiederbelebung musikalischen Wissens verbinden. Im Blickpunkt stehen insbesondere neue Dynamiken durch das enorme Wachstum von Ethnotourismus in die Dörfer der Huni Kuin, die globalen Reisen von Huni-Kuin-Sänger*innen, und damit einhergehender musikalischer Wandel in einer neuen Generation, welche nach einer intensiven Vernetzung mit dem städtischen Leben strebt.