
Förderung: HMWK, im Rahmen des LOEWE-Zentrums „Dynamiken des Religiösen“
Förderzeitraum: Frühjahr 2026 - 2029
Projektleitung: Prof. Dr. Roland Hardenberg und apl. Prof. Dr. Susanne Fehlings
Im Spätsommer 2025 wurde das LOEWE-Zentrum „Dynamiken des Religiösen: Ambivalente Nachbarschaften zwischen Judentum, Christentum und Islam in historischen und gegenwärtigen Konstellationen“ vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) genehmigt. Mitarbeiter*innen des Frobenius-Instituts waren maßgeblich an diesem Antrag beteiligt und werden im Rahmen des Zentrums in den nächsten vier Jahren zu „Multireligiösen Nachbarschaften in postsowjetischen Mikorayonen in Georgien und in Kyrgyzstan“ forschen. 
In fast allen Städten des postsowjetischen Raums gibt es über Jahrzehnte gewachsene Plattenbausiedlungen. Einzelne Hochhäuser, aber auch Blöcke und ganze Siedlungen (sog. Mikrorayone) begannen sich auszudifferenzieren. Aus Wohnstätten wurden Orte des Zusammenlebens, in denen nicht nur gearbeitet, gehandelt und eingekauft, sondern u.a. ab den 1990er Jahren auch die eigene Religion offen praktiziert wurde. In allen größeren Städten in Zentralasien und im Kaukasus kann man außerdem seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen enormen Zuwachs an religiösen Gebäuden verzeichnen. Durch den Zuzug von Menschen aus verschiedensten Religionsgemeinschaften wurden die Mikrorayone zu Orten der Kohabitation, aber auch des Gegeneinanders unterschiedlicher religiöser Lebenswelten.
Auf Basis langfristiger empirischer Feldstudien wird das Forschungsvorhaben zwei unterschiedliche Städte in den Blick nehmen: Tbilisi in Georgien und Bishkek in Kirgisistan. Ziel ist es, dort religiöse Nachbarschaften insbesondere in Hinblick auf erfolgreiche Beispiele des Zusammenlebens, aber auch in Bezug auf vorhandene Spannungsfelder zu untersuchen. In der ersten Projektphase sollen v.a. (1) das Mit- und Gegeneinander verschiedener religiöser Orte in diesen eingegrenzten, dichten städtischen Siedlungsgebieten systematisch kartographisch erfasst und (2) die gemeinsame Nutzung dieses Raumes für unterschiedliche religiöse Praktiken wie Rituale und Feste ethnographisch erforscht werden. Für die zweite Phase sind weitere intensive Feldstudien (3) zu den Konversionsbestrebungen einzelner religiöser Gruppen in diesen Nachbarschaften und (4) zur Entstehung umstrittener, interreligiöser Beziehungen wie Freundschaften oder Ehen geplant.

 
                                                             
                                                             
                		 
                		

