Mediale Artikulationen zu Santali-Spielfilmen in vier Regionen Indiens und Bangladeschs
DFG-Sachbeihilfe 2011-2014
Forschungsleiter: Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl; wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Markus Schleiter
Das Forschungsvorhaben untersucht die Bedeutung von Santali-Videospielfilmen für die Ausbildung eines panindischen und transnationalen kulturellen Einheitsbewusstseins der Santal, einer über mehrere indische Teilstaaten und Bangladesch verteilt lebenden "indigenen" Bevölkerungsgruppe.
Santali ist die zur austroasiatischen Sprachgruppe zählende Sprache der Santal mit ca. sechs Millionen Sprechern. Santali-Filme gehören zu einer der zahlreichen kleineren Medienzirkulationen, denen in Südasien – über die Bollywood-Medienströme hinaus – eine wesentliche Bedeutung für die Alltagskultur zufällt. Seit 1995 wurden 120 populäre Spielfilme und 350 MusikvideoAlben in Santali veröffentlicht, die eine beträchtliche Verbreitung erlangen. | |
Im Rahmen des Projekts werden unter Zuhilfenahme der Methode der „teilnehmenden Beobachtung“ mediale Interaktionsanalysen zur Artikulation der Santal-Kultur durch Filmschaffende, Filmdistributoren und Filmbetrachter durchgeführt und die Wechselwirkungen dieser Interaktionen mit der inhaltlichen Gestaltung der Filme untersucht. Dem Forschungsaufbau der multi-sited-Ethnographie folgend, befinden sich die Orte für die Studien zur Filmrezeption der Santal in vier Regionen Indiens und Bangladeschs, die unterschiedliche gesellschaftliche Rahmenbedingungen für diese "indigene" Bevölkerungsgruppe aufweisen. | |
Eine "teilnehmende Beobachtung" als Musikvideo-Produzent, die Herr Dr. Schleiter selbst vorgenommen hat, soll darüber hinaus einen Zugang zur Alltagspraxis in Musik-Studios und an den Drehorten ermöglichen. Auf diese Weise können sozio-kulturelle Aspekte der Medienverbreitung, wie beispielsweise kulturelle Verhandlungsstrategien, aber auch eine beruflich-künstlerische Selbstidentifizierung in ihrer Bedeutung für Medienverbreitungen analysiert werden.
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Derzeit wird in der wissenschaftlichen Debatte das Potenzial von "Indigenität" als affirmative Kategorie in Südasien erörtert. Mit dem Forschungsprojekt werden die empirischen Erkenntnisse zur Vielschichtigkeit medialer Prozesse und zum fragmentarischen Charakter von Gruppenzugehörigkeit bei der "indigenen" Gruppe der Santal in diese Diskussionen eingebracht. |