In den letzten drei Jahren hat ein Team des Frobenius-Instituts und der University of Western Australia daran gearbeitet, ethnografisches Archivmaterial, das seit mehr als 80 Jahren in Deutschland aufbewahrt wird, den Traditional Owners der Wanjina Wunggurr Gemeinschaft in Nordwest-Australien zugänglich zu machen.

Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit den Dambimangari, Wilinggin und Wunambal Gaambera Aboriginal Corporations durchgeführt.

Craig Rastus in front of the paintings at Koralyi (Photo: Richard Kuba)

Im Juli dieses Jahres besuchten Richard Kuba, Christina Henneke und Martin Porr unter der Leitung der Traditional Owners Rona Charles, John Rastus und Craig Rastus mehrere Orte, die bereits 1938 von der Frobenius Expedition aufgezeichnet worden waren. Begleitet wurde das Team von den Mitarbeitenden der Wilinggin Aboriginal Corporation, Mariangela Lanza und Luke Russ. Aufgrund der schwierigen Straßen- und Witterungsverhältnisse wurden die Stätten per Hubschrauber angesteuert.

Während der Reise erörterten John und Rona zahlreiche Inhalte des deutschen Archivs. Mehrere Traditional Owners, die vor mehr als 80 Jahren mit den deutschen Forscherinnen und Forschern unterwegs waren, wurden auf den historischen Bildern identifiziert. Die Gruppe befassten sich ebenfalls mit den Aufzeichnungen einiger der damals dokumentierten Felsbildstellen und gab dazu ihre Einschätzungen und Korrekturen. Dank ihrer profunden Kenntnis des Gebiets konnten Rona und John die Überlieferungen, die dem deutschen Expeditionsteam für eine Felsbildstelle gegeben wurden, in bestehende Storylines integrieren:

Richard Kuba receiving guidance on information in the project’s database from John Rastus and Rona Charles

Rona Charles, John Rastus, Craig Rastus, Christina Henneke, and Richard Kuba

Richard Kuba and Christina Henneke are receiving cultural advice from John Rastus and Rona Charles

 "Wir dachten, wir würden diese Geschichte nicht kennen, aber jetzt ergibt sie einen Sinn", sagte Rona glücklich, als sie die Erzählung aus dem deutschen Archiv wiedererkannte und sie mit dem Wissen verknüpfen konnte, das in ihrer Familie seit Generationen mündlich überliefert worden ist.

Rona und John konnten zudem Hinweise zu kulturellen Protokollen und zur Interpretation des Archivmaterials gegeben, nachdem sie die in den Archiven enthaltenen Informationen erläuterten und deren Inhalt erklärten. Diese Arbeit ist von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, wie die deutschen Forscherinnen und Forscher in den 1930er Jahren mit den Traditional Owners in ihrem Country umgingen und wie und warum sie ihre Aufzeichnungen niederschrieben.

 

John Rastus, Rona Charles, and Richard Kuba working together with archival documents (Photo: Christina Henneke)

In front of the paintings at Maliba 2 (Photo: Richard Kuba)

 

Es war ermutigend zu sehen, dass die von vom Frobenius Institut fotografierten und beschriebenen Felsmalereien weitgehend unverändert und gut erhalten waren. Dieser Aspekt soll nun durch detaillierte Vergleiche genauer untersucht werden.

 

Text: Martin Porr. Bilder (aufgenommen von Martin Porr, Richard Kuba, Christina Henneke) mit Genehmigung der Wilinggin Aboriginal Corporation reproduziert