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Kolleg „Religiöse Dynamiken in Geschichte und Gegenwart“

Prasentation Bad HomburgUnter dem Motto „Religiöse Dynamiken in Geschichte und Gegenwart“ hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt am Main am Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften zusammengefunden, an der sich auch Roland Hardenberg, Direktor des Frobenius-Instituts, beteiligt.  

 

 

 

 

 

Am 27. November 2020 fand eine erste gemeinsame (virtuelle) Veranstaltung mit Vorträgen von Prof. Dr. Hartmut Leppin, Prof. Dr. Thomas Schmidt, Prof. Dr. Christian Wiese und Prof. Dr. Roland Hardenberg statt.
Das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Roland Hardenberg lautete: „Dynamiken im Umgang mit religiösen Ressourcen in Süd- und Zentralasien“. Gegenstand des Vortrags waren die Inhalte und Ergebnisse eines im Rahmen des SFB 1070 geförderten Forschungsprojektes zu religiösen Ressourcen. Ausgehend von den Ressourcenkonzepten und analytischen Instrumenten des SFB 1070 wird mit diesem Forschungsprojekt ein empirischer wie theoretischer Beitrag zum Thema ‚Religionsökonomie’ geleistet. Dies bedeutet, dass die Einbettung religiöser Praktiken und Vorstellungen in spezifische Ökonomien unterschiedlicher Gesellschaften aufgezeigt und die Dynamiken des Zusammenspiels von religiöser und ökonomischer Praxis an konkreten Beispielen untersucht werden sollen. In jeder der drei Phasen behandelt das Teilprojekt religiös-ökonomische Ressourcenkomplexe mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.

Im Fokus der ersten Projektphase standen jene Ressourcen, die verschiedene religiöse Institutionen benötigen, um zu entstehen, sich zu erhalten und zu verändern. Untersucht wurden das in Moscheen und Medressen verbreitete religiöse Wissen (ilim) im islamischen geprägten Kyrgyzstan, die im Groß-Tempel Jagannathas produzierte, distribuierte und konsumierte heilige Speise (mahaprasad) der Hindus im indischen Puri und die zahlreichen Stiftungen (waqf) des bedeutenden schiitischen Schreins von Imam Reza im iranischen Mashhad.
In der zweiten Projektphase bildete die Kommerzialisierung, Medialisierung und Kommodifizierung von Reden religiöser Spezialisten als Ressource den Fokus der drei Fallstudien. Erforscht wurden die verschiedenen Dimensionen religiöser Unterweisungen am Beispiel prominenter muslimischer Prediger (imam) in Kyrgyzstan, wichtiger Vertreter zweier monastischer Hindu-Traditionen (Gobardhana Pitha und Ramakrushna Mission) im östlichen Indien und Priestern zweier konkurrierender christlicher Kirchen (Jeypore Lutheran Evangelical Church und Pentecostal Church) im Hochland von Odisha, Indien.
In der dritten und abschließenden Phase, welche sich gegenwärtig in der Beantragung befindet, sollen nun die Ressourcendynamiken von religiösen (materiellen) Dingen in den Fokus des Projektes rücken, die nicht nur von spezifischen religiösen Institutionen und Spezialisten genutzt werden, sondern für fast alle Menschen wichtige religiöse Ressourcen sind, zum täglichen (Über-) Leben gehören und von den Interessen verschiedenster Akteure bestimmt werden: Reis und Weizen. Diese Getreidesorten verbinden in Süd- und Zentralasien religiöse mit (agro-)ökonomischen Vorstellungen und Praktiken und bieten daher einen geeigneten Ausgangspunkt, um Fragestellungen der „Religionsökonomie“ zu behandeln.