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Vor- und Nachlässe

Die erste Forschungsreise nach Mittel-Indien von Mitarbeitern des Frobenius-Instituts fand 1955-1956 statt. Hermann Niggemeyer und seine Frau Else reisten damals nach Odisha, um eine ethnografische Studie bei den Kuttia Kond durchzuführen. Else Niggemeyers Tagebücher geben einen aufschlussreichen Einblick in ihre Studien und ihr Leben während der Forschung, auch außerhalb des wissenschaftlichen Rahmens. Im Laufe der Zeit soll der Niggemeyer-Nachlass weiter erschlossen werden. Weiterhin gibt es Routenkarten, die die Reisewege der Niggemeyers bei der Forschung dokumentieren.

Aus dem Nachlass von Prof. Dr. Georg Pfeffer (1943-2020) besitzt das Frobenius-Institut ca. 1200 Dias, die über mehrere Jahrzehnte auf seinen Forschungsreisen im Hochland von Odisha entstanden sind. Die Dias bieten in Zukunft die Möglichkeit, die Veränderungen der Stammesgesellschaften, insbesondere der Kond und Gadaba, genauer zu erforschen.

Der Indologe und Südasienhistoriker Prof. Dr. Hermann Kulke stiftete dem Frobenius-Institut aus seinem privaten Bücherbestand ca. 400 wissenschaftliche Bücher über Geschichte, Kultur, Sozialstruktur und Wirtschaft Odishas und kolonialgeschichtliche dokumente, wie z.B. den Settlement Reports der Fürstenstaaten von Odisha. Diese Fachliteratur wurde in die Ethnologische Bibliothek Leo Frobenius aufgenommen und ist über den Katalog verfügbar. Weiterhin umfasst die Schenkung Dokumente aus seiner Forschung in Odisha, z.B. Berichte des Orissa Research Project I (ORP I 1970-1975), die in das Mittel-Indien-Archiv (MIA) des Frobenius-Instituts aufgenommen und digitalisiert wurden.

Als Vorlass werden derzeit die ethnographischen Daten von Prof. Dr. Roland Hardenberg in das Mittel-Indien-Archiv aufgenommen und sind auf Anfrage im Frobenius-Institut für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugänglich. Dabei handelt es sich zum einen um die Feldnotizen aus seiner Forschung in Puri, Odisha, Indien, aus den Jahren 1995 bis 1996.  Diese Feldtagebücher wurden von 2019 bis 2020 von Astrid Hünlich transkribiert (Korrektur gelesen von Alisa Napitupulu) und liegen in digitaler Form vor. Die Notizen umfassen die Inhalte seiner teilnehmenden Beobachtungen, diverse Skizzen, Zeitungsausschnitte sowie die Übersetzung von Interviews mit rituellen Spezialisten wie dem spirituellen Lehrer (Rajaguru) des Königs (Gajapati) von Puri, des Hauptzimmermanns (Moharana) der rituellen Wagen und eines „Gestaltmachers“ (Rupakara), der die hölzernen Figuren für das Wagenfest (ratha yatra) herstellt. Hinzu kommen die originalen Audioaufnahmen (wav-Format) dieser Interviews sowie eine Aufzeichnung der Gesänge und Anfeuerungsrufe des Wagenlenkers von Wagenfest, die insofern einen historischen Wert hat, weil die damals zum Ritual gehörenden obszönen Aussagen inzwischen verboten sind. Zum anderen umfasst der Vorlass auch ethnographische Daten aus den Forschungen Roland Hardenbergs bei den Dongria Kond im Rayagada Distrikt von Odisha, Indien, aus den Jahren 2001 bis 2003. Die Feldtagebücher wurden bereits 2005 von Roland Hardenberg selbst digital erfasst. Die digitale Version enthält neben den Inhalten der teilnehmenden Beobachtung auch zahlreiche Skizzen sowie Interviews. Hinzu kommen die Audioaufnahmen (wav-Format) der Lieder der Dongria Kond, die bei verschiedenen Tanzveranstaltungen aufgenommen wurden, sowie der Rezitationen von Ritualspezialisten (Bejuni und Jani).


Das Frobenius-Institut verfügt über jahrelange Erfahrung im Umgang mit wissenschaftlichen Nachlässen. Es verfügt insbesondere über Feldtagebücher, wissenschaftsbedeutsame Korrespondenzen und umfangreiche Exzerpturen. Es ermöglicht dadurch fundierte fachgeschichtliche Forschung wie auch den Zugang zu originalem Quellenmaterial.


Das Archiv steht für Vor- und Nachlässe von Forscherinnen und Forschern zu Mittel-Indien offen.

Die Nachlässe sind in der Nachlassdatenbank einsehbar.