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„Histoire croisée“ der Ethnologie und der Vorgeschichte in Deutschland und Frankreich bis in die 1960 Jahre

Foto: Archiv Frobenius-InstitutANR-DFG-Projekt, Förderzeitraum: Juli 2018 - Dezember 2020

Leitung: Dr. Richard Kuba und Prof. Dr. Jean-Louis Georget (Université de Paris III, Sorbonne Nouvelle)

Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Hélène Ivanoff, Dr. Philipp Siegert, Dr. Jenny Busek

 

 

 

 

In Deutschland und Frankreich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich wissenschaftliche Traditionen und institutionelle Kontexte zum Teil sehr unterschiedlich entwickelt. Gerade in der Ethnologie gibt es jedoch auch Verbindungslinien zwischen den jeweiligen nationalen Traditionen, die eine Untersuchung ihrer Verflechtungsgeschichte (histoire croisée) begünstigen. Untersucht werden sowohl die verschiedenen Wissensbestände als auch deren Rezeption in den jeweiligen nationalen Kontexten und die Weise, wie sich die thematischen Felder gegenseitig beeinflusst haben: parallel, antagonistisch zueinander oder sich aufeinander beziehend im Sinne einer histoire croisée

Im Rahmen des vorangegangenen ANTHROPOS-Projekt (ANR-DFG 1/2015-6/2017) wurde insbesondere untersucht, wie sich ethnologische Wissensbestände in Deutschland und Frankreich, und später in Form einer gewissen Reziprozität im Spiegelbild afrikanischer Länder verbreitete und wie sie in ihre jeweiligen nationalen Kontexten aufgenommen wurde. Es zeigte sich, dass eine histoire croisée der Ethnologie zwangsläufig die Beziehung zu den Nachbardisziplinen betrifft, insbesondere zur Vor- und Frühgeschichte, zu der die Ethnologie fruchtbare Beziehungen aufbaute. Das hybride Wissen und die gemeinsamen Praktiken der Disziplinen, sowie ein ähnlicher Zugang zur materiellen Kultur oder zum Anderen, sei er geografisch oder zeitlich weit entfernt, zeugen davon. Zwischen beiden Disziplinen bestanden ebenfalls gemeinsame Institutionen oder Vereine, sowie transnationale Beziehungen zwischen deutschen und französischen Wissenschaftlern im frühen 20. Jahrhundert. 

Das ANTHROPOS 2 Projekt wird die Interaktionen zwischen Ethnologen und Prähistorikern in Bezug auf gemeinsame Begrifflichkeiten wie Ethnie oder Kultur untersuchen sowie Kulturtheorien, die in beiden Disziplinen einflussreich waren wie die Kulturkreislehre und den jeweiligen Umgang mit Artfakten. Die intensive Zusammenarbeit der frühen Jahre wurde in den 1950er Jahren in Frage gestellt,  unter anderem durch die Arbeiten André Leroi-Gourhans. Um diesen Forschungsfragen nachzugehen werden Konferenzen und Ausstellungen organisiert sowie Publikationen erstellt, die zum Ziel haben, die Projektergebnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

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