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Markadugu. The relationship of urbanism and trade to state power in the Segou region of Mali

Markadugu Gestrich kleinPhoto: Nick GestrichFörderung: Freigeist Fellowship der Volkswagenstiftung

Förderzeitraum: Januar 2016 - Dezember 2020

Projektleiter: Dr. Nick Gestrich

 

 

 

 

 

segoukoroMitarbeiter: Soumaïla Coulibaly

Die Geschichte des mittleren Nigerlaufes ist vor allem von zwei Phänomenen geprägt: Zum einen war die Region von 800 v. Chr. an das Zentrum eines frühen Urbanismus, zum anderen entstand hier ab ca. 400 n. Chr. eine Reihe von Staaten, die einen Großteil Westafrikas kontrollieren. Die bestehende Forschung sieht die Gesellschaften des mittleren Nigerlaufes als eine Zivilisationsform, in der sich Handelsstädte und expansive Staaten als Pole gegenüberstanden und die wirtschaftlichen Erfolg und militärische Macht strikt trennte. Wo eine Verbindung zwischen den beiden hergestellt wird, werden meist die Staaten als parasitäre Nutznießer der erfolgreichen Handelsmetropolen gesehen. Doch wie glaubhaft sind diese einseitigen oder völlig separaten Rollen? Dieses Projekt geht der Beziehung zwischen Staat, Stadt und Handel in der Geschichte Westafrikas unter der Hypothese nach, dass diese Beziehungen enger, vielschichtiger und wandelbarer waren, als derzeit angenommen wird. Durch eine radikale methodische A:nderung und neue Fragestellungen leistet es einen fundamentalen Beitrag zur Erforschung der politischen und wirtschaftlichen Organisation im vorkolonialen Westafrika.

Die Markadugu, ein Netzwerk ehemaliger Handelsstädte im Raum Segou in Mali bieten auf Grund ihrer langen Beziehungen mit wechselnden Staatsgebilden eine ideale Gelegenheit, ein nuanciertes Verständnis der Beziehung zwischen Stadt und Staat zu gewinnen. Die Gründung der Markadugu geht, mündlichen Überlieferungen zufolge, mindestens auf das vierte Jahrhundert n. Chr., möglicherweise sogar auf das letzte Jahrtausend v. Chr. zurück. In ihnen sehen manche einen Teil der Ausbreitung des Großreiches Ghana/Wagadu (ca. 400-1100 n. Chr.). In mehreren Fällen werden sie jedoch auch direkt mit dem Staatsapparat des darauf folgenden 'Kaiserreichs' Mali (ca. 1245-1450) in Verbindung gebracht. Bisher herangezogene historische Quellen lassen vermuten, dass die Markadugu während der Zeit des animistischen, kriegerischen Bambara-Staates in Segou (ca.1712 - 1861) eine zentrale Rolle als islamische Handelsstädte spielten. Sie werden als integraler, jedoch ethnisch und religiös separater Bestandteil des politischen Gebildes dargestellt. Die folgende Eroberung des Gebietes im jihad al-Hadj Umar Tall's und die Errichtung eines islamischen Staates ruinierte die vormals erfolgreich mit Lebensmitteln, Sklaven, Salz und Luxusgütern handelnden Städte, die inzwischen zu Dörfer geworden sind.

Zur Erforschung der Markadugu soll eine Methode herangezogen werden, die mündliche Überlieferungen, historische Quellen und archäologische Methoden zur selben Fragestellung verbindet, und sich von der Kolonialzeit in frühere Epochen vorarbeitet. Dieser direct historical approach überwindet die Probleme, denen die Disziplinen in der vorkolonialen Geschichtsschreibung Afrikas einzeln unterliegen. Eine lebendige Tradition mündlicher Überlieferung, in archäologischen Prospektionen nachgewiesene, vielversprechende Fundstellen und die Existenz relevanter schriftlicher Quellen ab dem 16. Jahrhundert geben diesem Projekt die besten Aussichten, grundlegende Beiträge zu unserer Kenntnis der Geschichte Westafrikas zu machen.

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